Das Einstellen der Federgabel

 

 

Damit das Fahrwerk Ihres Fahrrads bestmöglich funktioniert, müssen die Dämpfungselemente auf drei verschiedene Kriterien abgestimmt werden:

 

  • Ihr persönliches Körpergewicht,
  • Ihr ausgeübter Fahrstil und
  • die Eigenschaften des befahrenen Geländes.

 

Um die Federgabel auf diese Merkmale abzustimmen, geht man in vier Schritten vor. Zunächst bestimmt man den Negativfederweg. Danach justiert man die Federhärte/-vorspannung und die Zugstufendämpfung. Falls Ihr Bike über eine Druckstufendämpfung verfügt, wird diese zuletzt eingestellt. Um diese Einstellungen vornehmen zu können, benötigen Sie eine Dämpferpumpe und einen Kabelbinder.

 

 

1. Schritt: Bestimmen Sie den Negativfederweg Ihres Bikes

 

 

Wenn Sie sich auf Ihren Sattel schwingen, gibt die Gabel ein bisschen nach. Diese Strecke bezeichnet man als Negativfederweg oder SAG. Wenn Sie diesen bestimmen möchten, benötigen Sie dazu einen Kabelbinder. Befestigen Sie diesen an den Tauchrohren und schieben Sie ihn so weit nach unten wie möglich. Nachdem Sie sich auf Ihr Rad gesetzt haben, können Sie anhand des Kabelbinders den Negativfederweg bestimmen. Ermitteln Sie die Distanz zwischen der Staubdichtung und dem angebrachten Kabelbinder.

 

Bei Touren- oder CC-Bikes sollte sich der SAG zwischen 15 – 20% des maximalen Federwegs bewegen. Für Enduro Bikes oder Mountain Bikes werden 20 – 30% empfohlen. Sollte Ihr ermittelter Negativfederweg nicht die empfohlene Länge haben, sollten Sie – wie im nächsten Schritt beschrieben – die Federhärte justieren.

 

 

2. Schritt: Stellen Sie die Federhärte ein

 

 

Wie man die Federhärte einstellt, hängt davon ab, welches Gabelmodell bei Ihrem Bike verbaut ist.

 

Fahrradgabeln, die auf Stahlfedern basieren, bieten nur wenig Spielraum bei der Einstellung der Federhärte. Wenn die in Schritt 1 ermittelten Werte stark von den Empfehlungen abweichen, werden Sie nicht darum herum kommen, die Stahlfedern gegen Federn auszutauschen, die weicher oder härter sind. Dies ist davon abhängig, ob der SAG zu kurz oder zu lang ist.

 

Die Justierung von Gabeln mit Luftfedern kann auf zwei verschiedene Arten erfolgen. Die Einstellung über die Positivkammer ist bei jedem Modell möglich. Besorgen Sie sich für die Anpassung des Luftdrucks eine Dämpferpumpe. Eine herkömmliche Luftpumpe oder ein Kompressor dürfen hierfür nicht verwendet werden. 

 

Je höher der Druck in der Positivkammer ist, desto weniger taucht die Gabel ein. Wenn Sie also den Negativfederweg verringern möchten, müssen Sie diesen Druck erhöhen und umgekehrt. Beachten Sie auf jeden Fall immer die jeweiligen Angaben des Herstellers, da sich diese häufig enorm von den allgemein empfohlenen Luftdrücken unterschieden.

 

Um den Luftdruck in der Positivkammer anzupassen, nehmen Sie die Kappe des Luftventils am Gabelkopf ab. Setzen Sie das Anschlussstück der Dämpferpumpe auf das Ventil auf. Erhöhen oder senken Sie jetzt den Luftdruck mithilfe der Pumpe. Verschließen Sie das Luftventil wieder und testen Sie den Negativfederweg erneut. Eventuell müssen Sie noch einmal nachbessern, falls er sich immer noch nicht im grünen Bereich bewegt.

 

Mithilfe der Negativkammer kann man einstellen, wie sensibel die Gabel auf Stöße reagiert. Wenn der Luftdruck in der Negativkammer niedriger ist als in der Positivkammer, dann spricht die Federgabel nicht so sensibel an, sie fühlt sich härter an. Ist der Druck in der Positivkammer niedriger als in der Negativkammer, dann reagiert die Gabel sehr fein auf Erschütterungen.

 

 

3. Schritt: Justieren Sie die Zugstufe

 

 

Unter der Zugstufendämpfung versteht man die Dauer, die die Gabel für das vollständige Ausfedern benötigt, nachdem sie eingefedert ist. Man justiert die Zugstufe mithilfe eines Knopfes, der sich gewöhnlich unterhalb des Gabelholms auf der rechten Seite befindet.

 

Wenn die Zugstufe nicht hoch genug eingestellt ist, fühlt sich die Gabel etwas träge an. Das Bike kann dann beim Fahren sogar den Kontakt zum Boden verlieren. Ist die Zugstufe zu niedrig justiert, wird sich die Gabel regelmäßig verhärten, wenn mehrere harte Schläge nacheinander vorkommen. Dadurch kann das Bike beginnen zu springen und die Gabel könnte sogar schwer beschädigt werden. In beiden Fällen kann man davon ausgehen, dass man früher oder später die Traktion und die Kontrolle verliert. 

 

Diese Probleme kann man umgehen, indem man die Zugstufe genau einstellt. Ob sie richtig justiert ist, kann man am einfachsten feststellen, indem man von einer hohen Bordsteinkante herunter fährt. Die Gabel sollte dann nur einmal, maximal zweimal nachfedern. Federt sie öfter nach, muss die Zugstufendämpfung weiter erhöht werden. Wenn das Ausschwingen eher zäh erfolgt, sollten Sie die Zugstufendämpfung absenken. Der Einstellknopf ist gewöhnlich mit + und – gekennzeichnet oder als Hase und Igel bezeichnet.

 

Wenn Sie die Zugstufe grob eingestellt haben, müssen Sie noch die Feinjustierung vornehmen. Suchen Sie sich dafür eine Fahrstrecke aus, die ein möglichst vielseitiges Profil zu bieten hat. Am besten sollten alle Besonderheiten wie kurze Schläge, Steigungen, längere Bodenwellen und Sprünge enthalten sein. Jetzt haben Sie die Gelegenheit, die Zugstufe solange anzupassen, bis sie sich für Sie passend anfühlt. Je nachdem, wie Sie es bevorzugen, können Sie sie eher weich oder eher streng einstellen.

 

 

4. Schritt: Stellen Sie die Druckstufe ein

 

 

Mit der Druckstufendämpfung kann man die Gabel noch feiner einstellen. Allerdings ist dies ein optionaler Schritt, der nicht durchgeführt werden muss. Während man mit der Zugstufe regelt, wie schnell die Gabel ausfedert, bestimmt die Druckstufendämpfung, wie schnell sie einfedert. Wenn man sie auf die maximale Höhe trimmt, tritt die „Lock Out Funktion“ ein, die die Federgabel vollständig blockieren lässt.

 

Der Hebel, mit dem man die Druckstufe verändern kann, ist gewöhnlich gut erreichbar, weil man sie auch häufig während einer Tour verändern möchte. Meistens befindet er sich im oberen Teil des Gabelholms. Manchmal verfügt ein Bike sogar über einen passenden Schalter, der vom Lenker aus bedient werden kann.

 

Moderne Lock Out Systeme verfügen über ein so genanntes Blow Off Ventil (z. B. Floodgate von Rock Shox oder Albert Select+ von Magura). Bei unerwarteten, sehr harten Schlägen ermöglicht dieses Ventil der Druckstufe, sich zu öffnen. Verfügt das Bike nicht über dieses spezielle Ventil, kann es passieren, dass die Gabel bei schweren Schlägen Schaden nimmt. Man kann mithilfe der Druckstufe sogar während der Fahrt einstellen, wie die Gabel anspricht.